Caldeirao Verde

Montag, 07.05.2018, 117 km

Wanderung entlang der Levada zur Caldeirao Verde

Wanderung entlang der Levada zur Caldeirao Verde.
Wanderung entlang der Levada zur Caldeirao Verde (Quelle: openstreetmap Lizenz CC-BY-SA 2.0).

Die Wanderung zur Caldeirao Verde folgt überwiegend einer Levada und weist deshalb nur wenig Anstiege auf. Die Fotos wurden überwiegend in unregelmäßigen Abständen auf dem Hinweg aufgenommen und zeigen in Gänze ein recht repräsentatives Gesamtbild des Wanderweges. Markante Punkte sind drei Taleinschnitte, in denen Bäche die Levada kreuzen. Da die Wanderstrecke nördlich des Inselkamms liegt, dominieren Wasser und immergrüne, üppige Vegetation. Wasser verwandelt die Wege teils in Schlammpisten, es tröpfelt die grünen Hänge hinunter und es befeuchtet gelegentlich das Haupt. In den Tunneln bildet es Pfützen aus, die leicht übersehen werden und bei ungeeignetem Schuhwerk zu nassen Füßen führen. Karte per Mausklick vergrößerbar (Quelle: openstreetmap Lizenz CC-BY-SA 2.0).

Parkplatz Queimadas wird im Frühjahr 2018 neu gestaltet.

Bei unserem Besuch im Mai wurde der Parkplatz Queimadas gerade umgestaltet, die Straße war schon deutlich unterhalb gesperrt und viele nutzten deshalb den Alternativparkplatz an der ER 218 am Pico das Pedras. Von dort aus ist es aber noch ein ganzes Stück zusätzlich zu laufen. Dreist wie wir sind, haben wir deshalb die Absperrung ignoriert, sind trotzdem in Richtung Parkplatz Queimadas gefahren und haben kurz unterhalb einen Miniparkplatz für 2 Fahrzeuge ergattern können. Normalerweise sollte der Parkplatz Ende 2018 wieder nutzbar sein, aber nach unseren Erfahrungen mit dem Abzweig zum Hochland Paul da Serra, am Encumeada Pass, sind wir mittlerweile etwas vorsichtig mit solchen Annahmen. In Madeira geht es halt etwas gemütlicher zu, auch am Bau.

Die beiden Aufnahmen zeigen, dass der Parkplatz Queimadas auch im September 2018 noch nicht vollständig fertiggestellt war. Die Schranke im Bildhintergrund (links) deutet darauf hin, dass der Parkplatz zukünftig kostenpflichtig ist (Fotos: Monika Müller).

 

Unterer Teil des fast fertiggestellten, neuen Parkplatzes Queimadas am 15. September 2018 (Foto: Horst Müller). 

Der Eingang zur Levada führt am strohgedeckten Casa de Abrigo das Queimadas vorbei. Ein zunächst noch sehr breiter, bequemer, allerdings etwas feuchter Weg macht uns Hoffnung, dass das heute eine sehr kommode Wanderung wird. Auch ist anfangs kaum Publikumsverkehr, denn die Mehrzahl der Wanderer hat offensichtlich den Parkplatz an der Straße zum Pico Ruivo genommen und die müssen nun erst einmal die ca. 3 km Zusatzstrecke bewältigen, ehe sie am Casa de Abrigo das Queimadas eintreffen.

Die Levada läuft zunächst fast auf einer Ebene durch einen Hochwald mit beeindruckenden Bäumen.  Erste Wandergruppen holen uns ein. Erstaunlich mit welchem Tempo sie an uns vorbeiziehen, eigentlich ist doch der Weg das Ziel - oder nicht? Gibt es eine Goldader am Ende des Weges? Teilen Einheimische am Ziel Geschenke aus? Nichts scheint wichtiger als die Strecke in kürzester Zeit zu absolvieren. Wenigstens hält sich das Drängeln auf dem jetzt noch ausreichend breiten Weg in Grenzen. Noch können die Eilzüge mühelos passieren. 

Barbara bringt sich vor einem beindruckenden Baum in Stellung.

Malträtierte Baumwurzeln auf der Wanderstrecke. Auch sieht man jetzt schon, dass das heute eine etwas schmierige Angelegenheit wird.

Schließlich verschwindet der Hochwald, die Wände über und unter uns werden immer steiler. Hier können sich nur noch kleine bis mittelgroße Bäumchen, allerlei Büsche und Blumen halten. Die Strecke ist meistens aber nicht immer gut gesichert. Der dichte Bewuchs sorgt dafür, dass man oft gar nicht sieht, wie steil die Wände unmittelbar neben unserem Weg abfallen und erschrickt leicht, wenn die Vegetation einmal ein Aussichtsfenster lässt, um nach unten zu schauen.

Levada entlang des Wanderweges zur Caldeirao Verde.
Ribeira dos Cedros.
Ribeira dos Cedros.

Immer wenn die Levada ein Tälchen schneidet, treffen wir auf eine Cascade, einen Bergbach und oft genug auch auf einen Wasserfall, der sich aus großer Höhe ins Tal ergießt. Fast überall sind diese Hänge mit Feuchte liebenden Pflanzen übersät und Wasser dominiert sowieso das ganze Jahr über die üppig wuchernde Vegetation auf der Nordseite der Insel.

Ribeira dos Cedros.
Ribeira dos Cedros.
Ribeira dos Cedros.
Ribeira dos Cedros.

Eine Levadabrücke quert das Tälchen des Cedrosflusses. Die engen Passagen nehmen nun nach Häufigkeit und Länge immer weiter zu. Die Zahl der Wanderer, die schnellen Schrittes an uns vorbei möchten ebenfalls und so wird das Wandern nun etwas mühsam. Sich unmittelbar neben einem mehrere dutzend Meter hohen Abgrund in die Halteseile zu quetschen oder einen Ausfallschritt über der Levada zu machen, um Gegenverkehr oder Nachrücker passieren zu lassen, ist nicht jedermanns Sache.

Wanderweg zur Caldeirao Verde.

Matsch, Matsch und nochmals Matsch und das hohe Verkehrsaufkommen macht die Sache auf dem Rückweg eher noch schwieriger.

Forellen in der Levada zur Caldeirao Verde.

Kleine Forellen in der Levada.

Angelika mit suboptimalem Schuhwerk.

Wasserfall am Rande des Wanderweges zur Caldeirao Verde.

Anders als im vorangegangenen Tälchen ist die Levada hier in einem Rundbogen entlang des Talkessels und nicht über eine Brücke geführt, Der Wasserfall speist so unmittelbar den Levadatrog.

Ribeira da Fonte do Louro.
Ribeira da Fonte do Louro.
Fußgängerbrücke über den Ribeira da Fonte do Louro.
Fußgängerbrücke über den Ribeira da Fonte do Louro.
Schöner Aufschluß am Rande des Wanderweges.
Schöner Aufschluß am Rande des Wanderweges.

Michael hat extra eine Uhr mitgenommen, um jederzeit über die zurückgelegte Strecke im Bilde zu sein, alle Übrigen haben ein Handy mit Schrittzähler und Kilometer-Angabe. Aber die dichte Vegetation und die steil aufragenden Wände und nicht zuletzt die Tunnel machen uns immer wieder einen Strich durch die Rechnung und so hat am Ende des Tages jeder eine andere Zahl auf der Uhr oder dem Handy stehen und häufig genug ist es etwas mehr als wir laut Kilometer-Angabe am Eingang der jeweiligen Wanderwege angekündigt bekommen. Deshalb wähnen wir uns deutlich weiter als wir tatsächlich vorangekommen sind. Das ist nervig, weil wir uns natürlich auf die Angaben der Uhren bzw. Handys verlassen und wenn wir laut Anzeige eigentlich schon am Ziel sein sollten und das Ziel ums verrecken nicht auftaucht, dann hat man irgendwann die Nase voll und möchte umdrehen.

Während Angelika und Michael ein Hängerchen haben, hat Tina einen besonders ehrgeizigen Tag und redet kurz vor dem erreichen der Caldeirao Verde solange auf die beiden ein, bis sie diese bis an die Caldeirao herangequasselt hat. So kann man auch ans Ziel kommen.

Mit lichten Raumhöhen von teils nur 1,60 m sind die Tunnel besonders für großgewachsene Leute manchmal ganz schön mühsam. Tina hält als laufender Einmeterfünfzig wieder mal alle Trümpfe in der Hand.

Barbara wartet bis der Gegenverkehr vorbei ist, bevor es in den nächsten Tunnel geht.

Hier bekommt man den Frack gewaschen, wenn man nicht aufpasst.

Jetzt wird es richtig eng.

Endlich erreichen wir den Abzweig zur Caldeirao Verde, dem grünen Kessel mit Wasserfall und Pool, ganz ähnlich wie am 25 Quellen Wanderweg. Sieht fast aus wie eine alte Straße der Römer, aber von Madeira wusste die wohl nichts.

Nach wenigen Zehnermetern, bei moderatem Anstieg ist es geschafft. Schon beeindruckend die im Halbrund steil aufsteigenden Wände.

Caldeirao Verde

Caldeirao Verde

Pool an der Caldeirao Verde.

Caldeirao Verde

Caldeirao Verde.

Der grüne Kessel am Ende unseres Weges ist auch mit einem ordentlichen Weitwinkelobjektiv kaum zu fassen.

Eine etwas längere Pause an der Caldeirao Verde weckt neue Lebensgeister und so werden wir fast schon übermütig. Von hier aus sind es nur noch etwa 2 km bis zur Caldeirao do Inferno. Jetzt sind wir schon so weit geflogen und dann auch noch so weit gelaufen, sollen wir da auf den letzten, läppischen 2 Kilometern schlapp machen? Nein, auf keinen Fall! Das leuchtet sogar Michael ein, der nun seinerseits Angelika motiviert und so trottet der ganze Trupp weiter auf einem Pfad der heute gar nicht vorgesehen war. Als wir schon mitten auf der Strecke sind bekommt Barbara plötzlich kalte Füße. Sie meint, nachdem wir schon reichlich Zeit für die bisherige Strecke verbraten haben, würde es heute Abend doch etwas knapp mit dem Kofferpacken und dem Duschen und dem Abendessen zubereiten und ist not amused als sich eine Mehrheit dennoch dazu durchringt weiterzulaufen. Auch wenn die Füße nach all den Wanderungen in den letzten Tagen nun doch schon erste Ermüdungserscheinungen zeigen, geht es recht zügig voran und nachdem wir entgegenkommende Wanderer nach der Restwegstrecke und dem lohnenden Ziel fragen und die uns nur noch 30 bis 40 Minuten Zeit und ein wirklich schönes Ziel in Aussicht stellen, sind wir überzeugt diese Prüfung nun auch noch zu schaffen.

 

Etwa 900 m vor dem Ziel geht es dann allerdings noch einmal über zahlreiche Stufen kräftig bergauf und während Peter, Tina und Barbara sich hiervon wenig beeindrucken lassen, zollen Angelika und Michael ihrem etwas zu üppigen Hüftgold Tribut und bleiben auf halber Treppenhöhe im wahrsten Sinne des Wortes auf der Strecke. Da sagt man wohl: "Als Tiger gestartet und als Bettvorleger geendet". 

Hier eine kleine Auswahl der Fotos von der Caldeirao do Inferno. Alle Fotos von Barbara Kritzinger.

 

Michael kennt aber seine Grenzen und zieht einen etwas gemütlicheren Rückweg dem Triumph vor. Mit nassen, schlammigen Schuhen geht es auf der durch die zahlreichen Wanderer völlig verdreckten und aufgeweichten Strecke gemütlichen Schrittes unserem Fahrzeug entgegen. Die Strecke zieht sich wie Kaugummi und Angelikas Füße werden müder und müder. Auf der glitschigen Strecke muss man jetzt auch sehr aufpassen, dass man nicht ausrutscht die teils sehr niedrigen 4 Tunnel zwingen uns dann noch einmal den Entengang auf, Nebel hüllt das ganze Tal ein und macht die Strecke unansehnlich verhindert jeden Fernblick.

 

Etwa 3 km vor dem Ende unseres Wanderweges schließen Barbara, Tina und Peter wieder auf uns auf und schon eilt die Gruppe dem Ende aller Qualen entgegen. Mit einem gemütlichen Abendessen klingt unser zweiter Madeiraaufenthalt aus. Wieder haben wir das Gefühl, dass wir die Insel nicht zum letzten Mal gesehen haben.