Lavahöhle und Pico Ruivo

Montag, 30.04.2018, 153 km

Lavahöhle Sao Vicente, Aussichtspunkte Nordküste, historische Santana-Häuschen, Wanderung zum Pico Ruivo, dem höchsten Berg Madeiras

 

 

Übersicht Zentral- und Ostmadeira (Quelle: openstreetmap Lizenz CC-BY-SA 2.0).
Übersicht Zentral- und Ostmadeira (Quelle: openstreetmap Lizenz CC-BY-SA 2.0).

Gegen 09:30 verlassen wir unser Domizil, fahren auf die Ringmagistrale bzw. die Tunnelautobahn VR1, biegen oberhalb Ribeira Brava auf die VE4 nach Norden ab, folgen dieser bis Serra de Agua und begeben uns dann auf die ER 228 hinauf zum Encumeada-Pass. Hier wollten wir eigentlich über die ER 110 und das Hochland Paul da Serra nach Westen fahren, um zum Risco-Wasserfall und den 25 Quellen zu wandern. Aber die Straße ist, wie vor drei Jahren schon, gesperrt. Jetzt müssen wir improvisieren.

 

Nachdem wir unseren Ärger runter geschluckt haben, beschließen wir nach Sao Vicente auf die Nordseite der Insel zu fahren und eine dort befindliche Lavahöhle zu besuchen.

 

Von einem kleinen Parkplatz aus gelangen wir über eine Hängebrücke, die den Ribeiro Grande quert in eine mit mehreren, unterschiedlich großen Baumfarnen bepflanzte, liebevoll gestaltete Grünanlage.

Baumfarne vor den Grotten von Sao Vicente, Madeira.


Ein auf hölzernen Stegen geführter Rundweg lädt zur Rast ein. In der oberhalb der Grünanlage steil aufsteigenden und dicht bewachsenen Felswand befinden sich die Eingänge zur Lavahöhle. Eine individuelle Erkundung des Höhlensystems ist nicht möglich, wir müssen also warten bis die nächste Führung beginnt und besorgen uns zwischenzeitlich schon einmal die Tickets, die aktuell 8 € pro Person kosten. 

Grotten von Sao Vicente, Madeira.

Ohne eine entsprechend Beleuchtung wäre die Höhle natürlich stockdunkel. Also hat man zahlreiche Beleuchtungselemente angebracht, die Wege gut präpariert und sachkundige Damen und Herren als Führer engagiert.

Wie wir erfahren, ist das Höhlensystem durch eine vulkanische Eruption im Hochland Paul da Serra vor etwa 890.000 Jahren entstanden. So wie wir das heute zum Beispiel in Hawaii beobachten können, lief die glutflüssige Lava an den steilen Hängen bis hinunter nach Sao Vicente. Dabei kühlte zunächst die exponierte Oberfläche des Lavastromes aus, während die darunter befindliche Lava in dem so geformten Tunnel weiterfloss, bis der Nachschub versiegte. Irgendwann riss die Lava vom oberen Teil des Stromes ab, bewegte sich weiter talwärts und hinterließ dabei diverse Tunnelröhren, die das heutige Höhlensystem bilden.

Mit dem Sickerwasser in die Höhle eingedrungene Samen führen an ausreichend belichteten Flächen zu Pflanzenwuchs, was unter regulären Bedingungen, also ohne Beleuchtung nicht möglich wäre.

Soweit derzeit bekannt, ist das 1885 entdeckte Höhlensystem etwa 1000 Meter lang. Die Führung dauert etwa eine knappe halbe Stunde, daran schließt ein Rundgang durch ein kleines Museum an, in dem die Zusammenhänge nochmals bildlich bzw. als Video dargestellt sind. Auch wenn die Darstellung am Ende etwas ins kitschige abgleitet, hilft es wahrscheinlich den meisten Besuchern schon die Zusammenhänge etwas besser zu verstehen.


Miradouro do Cabo Aereo (links oben) und Miradouro da Beira da Quinta (rechts oben, Quelle: openstreetmap Lizenz CC-BY-SA 2.0). Nordküste zwischen Ponta Delgada und Santana.
Miradouro do Cabo Aereo (links oben) und Miradouro da Beira da Quinta (rechts oben, Quelle: openstreetmap Lizenz CC-BY-SA 2.0). Nordküste zwischen Ponta Delgada und Santana.

Die tunnelgestützte Ringmagistrale VR1 (rot markiert) ist an der Nordküste zwischen Ponta Delgada im Westen und Santana im Osten noch nicht fertiggestellt. Deshalb muss man hier die ER 211 (gelb) befahren, die beständig der Morphologie folgt, was sehr zeitintensiv ist. Dafür passiert man mehrere Aussichtspunkte, wie zum Beispiel den Miradouro do Cabo Aereo und den Miradouro da Beira da Quinta mit herrlicher Aussicht auf das Meer und die steil ansteigenden Hänge.

Miradouro do Cabo Aereo.
Miradouro do Cabo Aereo.
Miradouro do Cabo Aereo.
Miradouro do Cabo Aereo.
Miradouro do Cabo Aereo.
Miradouro do Cabo Aereo.
Miradouro da Beira da Quinta, Madeira.
Miradouro da Beira da Quinta.
Miradouro da Beira da Quinta.
Miradouro da Beira da Quinta.
Miradouro da Beira da Quinta.
Blick auf die Streusiedlungen westlich des Miradouro da Beira da Quinta.
Santana, Madeira.

Im „Stadtzentrum“ von Santana stehen die in vielen Publikationen abgebildeten strohgedeckten Holzhäuser, die gelegentlich auch als Madeira-Häuschen oder Santana-Hütten beschrieben sind. Im Grunde sind dies auf dem Erdplanum aufgesetzte Giebeldächer, mit recht beengten Verhältnissen, die den früheren Einwohnern Madeiras als Behausung dienten. Bunt angestrichen, mit Blumen geschmückt, die Vorgärten mit traditionellen Holzzäunen begrenzt sieht das alles wunderschön aus, hat aber mit der heutigen Lebenswirklichkeit nichts mehr zu tun. Folklore halt.

Teleferico (Seilbahn) Rocha do Navio, nordöstlich Stadtzentrum von Santana.
Teleferico (Seilbahn) Rocha do Navio, NE Stadtzentrum von Santana (Quelle: openstreetmap Lizenz CC-BY-SA 2).
Bauernseilbahn Rocha do Navio, nordöstlich Stadtzentrum von Santana.
Teleferico (Seilbahn) Rocha do Navio, nordöstlich Stadtzentrum von Santana.

Nordöstlich des Stadtzentrums von Santana befindet sich die Bauernseilbahn, die wir schon 2015 besucht haben. Diesmal gefährden wir nicht die Mittagsruhe des Personals und begeben uns alle 5 hinunter in das Tal, um dort dem Rauschen der Brandung zu lauschen und den kurzen Küstenweg abzulaufen.

Mit der Bauernseilbahn unweit Santana ins Tal.
Bauernseilbahn Rocha do Navio.
Küste am Fuß der Seilbahn Rocha do Navio.
Küste am Fuß der Seilbahn Rocha do Navio.
Fußweg entlang der Küste am Fuß der Seilbahn Rocha do Navio.
Willkommener Rastplatz am Fuß der Seilbahn Rocha do Navio.

Um den Tag nun aber nicht gänzlich dem Müßiggang zu opfern, entschließen wir uns doch noch eine erste Wanderung anzugehen. Hierzu hat Michael eine etwas kürzere, je nach Wanderführer mal als leichte mal als mittelschwere Wanderung zum Pico Ruivo, dem höchsten Berg Madeiras ausgesucht.

Kärtchen zur Wanderung vom Parkplatz Achada do Teixeira zum Pico Ruivo.

Wanderung vom Parkplatz Achada do Teixeira zum Pico Ruivo, Karte per Mausklick vergrößerbar (Quelle: openstreetmap Lizenz CC-BY-SA 2.0).


Startpunkt des Wanderweges vom Parkplatz Achada do Teixeira zum Pico Ruivo.

Von Santana geht es hinauf in die Berge bis zum Parkplatz Achada do Teixeira, der auf einer Höhe von 1592 m liegt. Die einfache Wanderstreckenlänge zum Pico Ruivo beträgt 2,8 km, inkl. Rückweg zum Parkplatz sind es dann 5,6 km, wofür etwa 3 Stunden Zeit veranschlagt werden. Bis zum 1860 m hohen Pico Ruivo sind es rein rechnerisch immerhin 270 Höhenmeter. Da der Weg aber nicht beständig an Höhe gewinnt, sondern immer einmal auf und ab schwingt, sind doch einige Höhenmeter mehr zu überwinden und wir sind natürlich auch alles andere als geübte Wanderer.

Auf dem Weg zum Pico Ruivo, Madeiras höchstem Berg.

Unter uns stehen Nebelschwaden in den grünen Tälern. Vereinzelte Fetzen bläst der Wind zu uns herauf, aber es reicht nicht um den Höhenwanderweg vollständig einzunebeln und so haben wir größtenteils eine recht ordentliche Fernsicht. Anfänglich ist es noch etwas kühl aber bereits der erste Anstieg oberhalb des Parkplatzes bringt uns ganz schön ins Schwitzen und schon wandern die ersten Kleidungsstücke von den Schultern auf die Hüften.

 

Blick zurück auf den Parkplatz Achada do Teixeira.
Blick zurück auf den Parkplatz Achada do Teixeira.
Schutzhütte auf dem Weg zum Pico Ruivo.
Die erste Schutzhütte ist erreicht.

Und weiter geht es auf dem gut ausgebauten Weg.

Wanderung vom Parkplatz Achada do Teixeira zum Pico Ruivo

Zweite Schutzhütte.

Wegweiser am Wanderweg zum Pico Ruivo.

Wegegabel mit dem Abzweig in Richtung Santana zwischen der zweiten und der dritten Schutzhütte.

Kurz vor dem Casa do Ruivo, unterhalb des Pico Ruivo, Madeiras höchstem Berg.

Vor dem Casa do Ruivo steigt der Weg noch einmal deutlich an.

Schutzhütte vor dem Casa do Ruivo.
Schutzhütte 4 am Casa do Ruivo.

Letzter Anstieg zu Madeiras höchstem Gipfel. In westliche Richtung führt ein Wanderweg bis zum Encumeada-Pass, an dem uns die Weiterfahrt nach Westen verweigert wurde. Auch dieser Weg wäre bestimmt ein lohnendes Ziel

Kärtchen zum Aufstieg auf den Pico Ruivo.
Kärtchen zum Aufstieg auf den Pico Ruivo (Quelle: openstreetmap Lizenz CC-BY-SA 2.0).
Blick zurück vom Anstieg zum Gipfel des Pico Ruivo in Richtung Casa do Ruivo.

Blick zurück vom Anstieg zum Gipfel des Pico Ruivo in Richtung Casa do Ruivo.

Gipfelplateau des Pico Ruivo.

Peter und Tina haben den Gipfel bereits erklommen, nun sind es nur noch wenige Stufen und Michael ist ebenfalls oben. Wenn wir uns schon so anstrengen, hätte die Aussicht ruhig mal etwas besser sein können. Undank ist der Welt Lohn.

Gipfelplateau des Pico Ruivo.

Blick über einen Teil des langgezogenen Gipfelkamms des Pico Ruivo.

Rückweg vom Pico Ruivo zum Parkplatz.

Auf dem Rückweg zum Parkplatz gönnt uns der Himmel doch noch etwas mehr Fernsicht.

Blick von unserem Wanderweg in südwestliche Richtung. Am unteren Ende der Steilwand verläuft der Wanderweg zum Pico Arieiro, den wir in den nächsten Tagen ebenfalls noch besuchen wollen.

Vermutlich infolge Feuersbrunst und Witterung schlohweiß gefärbte Vegetation.

Berge südlich des Pico Ruivo.

Engständig wechselnde Aschelagen und Lavadecken charakterisieren den oberen Teil der Steilwände.

Das Bild ist zwar grottenschlecht, dokumentiert aber den verdienten Lohn nach getaner Arbeit. Peter, immer einen Schritt voraus, greift beherzt zu.