Golf von Baratti

Baratti und Populonia

Donnerstag, 28.04.22, von Piombino nach Populonia und den Golf von Baratti

 

Heute wird es wieder einmal später als geplant. Wenn wir schon mal Landstrom haben, müssen wir das auch ausnutzen und all unsere Akkus laden. Gleichzeitig müssen versäumte Fahrtenbucheinträge nachgeholt werden und das kostet alles seine Zeit. Bis wir den Platz am Fährhafen nach Elba endlich räumen, ist es bereits 11:30 Uhr. Bis Baratti sind es aber ohnehin nur 12 km, also was solls. Da wir mit der Eingabe der italienischen Straßennamen überhaupt nicht zurechtkommen, fahren wir ohne Navi, brettern erst einmal an Baratti vorbei, bemerken aber schon nach wenigen Kilometern, dass wir zu weit gefahren sind. Also drehen wir um und finden schließlich auch den Weg.

Baratti mit dem vorgelagerten Golf (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).

Der Golf von Baratti mit den etruskischen Grabstätten und dem historischen Populonia. Populonia ist ein alter Ort an der toskanischen Küste, der administrativ zur Stadt Piombino in der Provinz Livorno gehört. (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).

 

Baratti ist ein sehr kleiner Ort mit lediglich zwei Straßen, die zu einem zentralen Parkplatz und wieder von diesem fort führen. Kurz vor der Bebauungsgrenze weist ein Schild darauf hin, dass die Zufahrt nur für Fahrzeuge bis maximal 2 m Breite möglich ist. Tatsächlich ist es überhaupt kein Problem, mit unseren 2,37 m Breite die Straßen zu befahren. Die Beschilderung soll wohl den einen oder anderen Womofahrer abschrecken. Wir haben aber dazugelernt, fahren deshalb einfach mal rein und schauen, wie die praktische Umsetzung aussieht. Und natürlich stehen wieder einige Womos im Ort und das scheint auch niemanden zu stören. Der zentrale Parkplatz ist allerdings gut gefüllt, sodass wir dort mit unseren 7 Metern keinen geeigneten Platz finden. Wir könnten uns quer stellen, wollen den Bogen aber auch nicht überspannen. Also drehen wir eine zweite Runde und nehmen etwas oberhalb vom zentralen Parkplatz auf einer geschotterten Parkfläche am Waldrand Aufstellung.

 

In der Hauptsaison scheint es tatsächlich so zu sein, dass Womos mit mehr als 2 m Breite nicht durchgelassen werden bzw. eine Strafe kassieren. Grund ist wohl, dass sich herumgesprochen hat, wie schön die Bucht ist und sich der Verkehr dementsprechend entwickelt hat. Im Hochsommer muss das dann ziemliche Auswüchse angenommen haben.

Zufahrt nach Baratti. Der weiße Streifen am Straßenrand signalisiert, dass man hier kostenlos parken kann. So einen Platz hätten wir natürlich auch gerne. Parkende Pkw und die Bäume verhindern jedoch, dass wir eine ausreichend breite Lücke für unseren Brummer finden.

Also müssen wir am Ende der Straße, signalisiert durch einen blauen Streifen, mit einem kostenpflichtigen Platz vorliebnehmen. Dafür haben wir aber auch ordentlich Platz und können uns bequem aufstellen, zumal wir hier oben das erste Womo sind. Zwei Euro kostet der Spaß pro Stunde. Wir zahlen mal für drei Stunden und wollen uns einmal umsehen, ob es sich wirklich lohnt, hier eine Nacht zu verbringen. Wir laufen die 200 m bergab an den Zentralparkplatz und begeben uns von dort auf eine kleine Wanderung in Richtung Porto di Baratti, den auf der gegenüberliegenden Seite des Golfes gelegenen Hafen.

Wie immer geht es erst einmal an den Strand, Sand und Meer haben eine magische Anziehungskraft.

Aber dann lockt uns ein herrlicher Schirmpinienhain.

Man ist gut eingestellt auf Besucher. Wir passieren einen kleinen Grillplatz und sanitäre Einrichtungen. Die Nutzung scheint aber nur gegen Bares möglich und das Sanitärgebäude ist jetzt noch geschlossen.

Immerhin gibt es eine kleine Versorgungsstation, vor der man unter Schirmpinien einen Kaffee und den einen oder anderen Snack genießen kann. Danach geht es erneut an den Strand.

Der Strand ist auch im mittleren Teil des Golfes immer noch sandig.

Geht man hier allerdings ins Wasser, dann betritt man recht bald plattig absonderndes Gestein, dass auch recht glitschig sein kann.

An einigen Punkten tritt der Fels so mächtig aus dem Wasser, dass man Fotoaufnahmen sogar jenseits der Wasserlinie machen kann.

Weiter geht es in Richtung Porto di Baratti.

Hier zu paddeln macht Spaß.

Aber barfuß den Sandstrand entlang laufen hat auch etwas.

Blick aus dem Schirmpinienhain in Richtung Porto di Baratti.

Der Hafen selbst ist recht klein, die Küstenlinie nicht besonders hübsch.

Wir erreichen Porto di Baratti. Von hier aus hat man den besten Blick auf den herrlichen Schirmpinienhain.

Schulklassen machen es sich am Strand gemütlich.

Wie man sieht, hätten wir kurz vor dem Hafen auch einen Parkplatz gefunden, aber dann hätten wir den Strandspaziergang verpasst. Gerne wären wir jetzt noch in Richtung der Ausgrabungsstätte des antiken Populonias gelaufen, aber 90 Minuten unserer Parkzeit sind bereits verstrichen. Also müssen wir umdrehen, um nicht zu spät zum Fahrzeug zurückzukommen. Vorbei an einer Etruskersiedlung geht es relativ schnellen Schrittes zurück und wir erreichen unser Womo dann doch bereits um 15:30 Uhr, also noch eine halbe Stunde vor Ablauf der Parkzeit.

Als Michael die Aufbautür aufschließen will, bemerkt er, dass der Schlüssel nicht ins Schloss passen will. Da er den Schlüssel gelegentlich verkantet, denkt er, das musst du noch einmal ordentlich machen. Aber nichts tut sich. Da kommt ihm ein böser Verdacht. Er versucht die Aufbautür ohne Schlüssel zu öffnen. Und tatsächlich öffnet sich die eigentlich verschlossene Tür. Drinnen das reinste Chaos. Einbrecher waren am Werk. Wir sind entsetzt. Da wir Wertsachen so weit als möglich mitnehmen, war für die Diebe fast nichts zu holen. Aber Michaels Laufuhr ist weg und das schmerzt schon, denn die war ein Geschenk und an solchen Dingen hängt man besonders. Und unsere Plastikfelgenabdeckungen lassen sich in Italien offensichtlich auch zu Geld machen, jedenfalls sind die auch weg. Gut möglich, dass die Diebe gestört wurden, jedenfalls wurden nur die leicht erreichbaren Fächer durchstöbert. Alle Fächer, die etwas mehr Aufwand benötigt hätten, blieben unbeachtet.

 

Immerhin haben sie erreicht, dass wir uns jetzt nicht mehr so richtig sicher in unserem Womo fühlen, denn von außen lässt sich die Tür nicht mehr schließen und wenn man sieht, mit wie wenig Aufwand das Teil zu knacken ist, dann bekommt man schon einen dicken Hals auf die Hersteller.

 

Neben unserem Fahrzeug stehen noch 2 italienische Womos und wir fragen, ob ihnen irgendetwas aufgefallen ist. Sie verneinen, helfen uns aber, die lokalen Carabinieri zu verständigen. Die verstehen natürlich nur Bahnhof, haben aber einen Kollegen der Deutsch kann und der hilft uns dann bei der Verständigung, sodass wir erfahren, die Kollegen würden gleich vorbeikommen und den Einbruch aufnehmen. Tatsächlich sind die auch relativ bald vor Ort. Nach der Schadenaufnahme gibt man uns eine Adresse in Piombino, wo wir Dokumente für die Versicherung abholen können. Also fahren wir dorthin, um die Papiere abzuholen. Leider hat der Beamte vergessen, uns zu sagen, dass das nur zwischen 10 und 13 Uhr möglich ist. Und so müssen wir unverrichteter Dinge zurück nach Baratti und irgendwie sehen, dass wir wieder herunterkommen.

Als wir zurückkommen, steht kein Womo mehr auf dem Parkplatz, wo der Aufbruch stattfand. Unser Missgeschick hat wohl auch den Nachbarn auf den Magen geschlagen. Und auch für uns ist das definitiv kein Übernachtungsplatz mehr. Zum Glück haben sich 200 m weiter auf dem zentralen Parkplatz von Baratti die Reihen gelichtet, sodass wir dort Aufstellung nehmen können. Außer uns sind noch 4 weitere Womos vor Ort, das verspricht ausreichend Sicherheit. 

Am Abend deutet sich ein wundervoller Sonnenuntergang vor einer Traumkulisse aus Schirmpinien an. Angelika bleibt zur Sicherheit im Auto, während Michael sich in Richtung Schirmpinienhain auf den Weg macht. 

Noch ist die Sonne zu stark, um ein wirklich malerisches Bild entstehen zu lassen. Ein Segelboot hat die Gunst der Stunde erkannt und ankert im Golf, um sich das Spektakel anzusehen.

Das vielgliedrige Geäst der Schirmpinien liefert auch jetzt schon sehr schöne Bilder. 

Auch ein Mohnblumenfeld jenseits der Schirmpinien zeigt sich von seiner schönsten Seite.

Wildes Getreide am Rand des Mohnblumenfeldes schaukelt sanft im Wind.

Michael weiß gar nicht, wo er sich zuerst aufbauen soll. So viele Motive und so wenig Zeit, denn die Sonne scheint nun auf einmal zu rasen und bewegt sich in Riesenschritten auf den Horizont zu.

Schon scheint der halbe Feuerball vom Meer verschluckt.

Ein letztes Flimmern, dann scheint die Zeit wieder langsamer zu laufen. Natürlich wird es auch jetzt noch beständig dunkler, aber mit geänderten Kameraparametern lässt sich nun, wo der bewegliche Teil des Lichts verschwunden ist, doch einiges korrigieren.

Das ist einfach ein Traum, selten haben wir so einen Sonnenuntergang erlebt. Wie nah doch manchmal Glück und Unglück beieinander liegen.

Den Abend trotz allen Ärgers hier zu verbringen, hat sich mehr als gelohnt. Jetzt aber schnell zurück zum Womo. Angelika wird angesichts der hereinbrechenden Nacht so langsam nervös.

 

Mit dem Einschlafen tun wir uns heute erwartungsgemäß etwas schwer. Was haben wir falsch gemacht, woran hätten wir denken müssen? Was können wir ändern? So ganz genau wissen wir das auch nicht. Im Nachhinein scheint der Platz am Waldrand aber ungeschickt gewählt, denn so können sich Diebe unbemerkt anschleichen. Und zukünftig sollten wir das Womo erst verlassen, wenn weitere Womos Aufstellung genommen haben. Absolute Sicherheit gibt es aber nie, das ist uns auch klar.