Volterra

Freitag, 29.04.22, von Baratti über Piombino nach Volterra

Wir haben besser geschlafen als erwartet. Trotzdem steckt uns der gestrige Einbruch immer noch in den Knochen. Und jetzt müssen wir uns auch noch um die Papiere für die Versicherung kümmern. Gegen 9:30 Uhr fahren wir dazu nach Piombino zur Polizeistation. Lange suchen müssen wir nicht, wir kennen den Weg ja noch von gestern. 

 

Bei den Carabinieri geht es gemächlich zu. Immerhin brauche ich an der Lautsprecheranlage nur mitzuteilen, dass ich Deutscher bin und der Beamte ist durch den gestrigen Anruf seiner Kollegen im Bilde und lässt Michael ein. Mit der Kommunikation ist es schwierig, aber mit ein paar Brocken Französisch, Italienisch und Englisch arbeiten wir uns langsam voran. Auf den nur schlecht lesbaren Kopien der Behörde gibt es dann sogar eine deutsche Zeile und eine Behelfsbrille stellt man mir auch zur Verfügung. Und so schaffen wir es, die Formalitäten in etwa 30 Minuten zu erledigen. Dann noch ein wenig Small Talk und wir sind durch. Der Beamte bedauert, dass wir solche Unannehmlichkeiten hatten und möchte sich entschuldigen. Aber ich sage ihm, dass so was auch bei uns vorkommt. Dennoch meint er, in Italien sei das Problem wohl noch etwas größer. Da wird er wohl recht haben. Wir fühlen uns jedenfalls ernst genommen, aufgelöst werden dürfte der Fall allerdings nicht, aber das wäre zu Hause wohl genauso wenig der Fall.

 

Die Pineta, die wir eigentlich auch noch besuchen wollten, ist das erste Einbruchsopfer. Die Campingplätze erscheinen uns deutlich überteuert und frei stehen wollen wir nach der Erfahrung in Baratti erst einmal nicht mehr. Und die Fotos, die wir mutmaßlich in der Pineta hätten machen können, haben wir bereits gestern bekommen. Nach einem kurzen Abstecher an das Meer geht es direkt weiter in Richtung Volterra. 

Wenn man sich Volterra von Westen nähert, sieht der Ort ziemlich unscheinbar aus. Wir haben aber so viel Positives gehört, dass wir uns dort auf jeden Fall einmal umschauen wollen.

Volterra: Lage von Stellplatz und Altstadt (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).

 

Der Stellplatz liegt jenseits des Anstieges auf der Ostseite der Stadt. Also müssen wir Volterra einmal halb umrunden und stehen dann ziemlich plötzlich vor der Einfahrt, wo wir eben noch dachten, da kommt nichts mehr.

Auf den Platz werden 30 bis 40 Fahrzeuge passen. Das Areal besteht aus einer in Richtung Bildvordergrund leicht ansteigenden Schotterfläche. Unterlegkeile sind deshalb in der Regel erforderlich. Bei unserer Ankunft ist es sommerlich warm und es weht ein leichter Wind. Durch die ein- und ausfahrenden Fahrzeuge wird Feinkorn aufgewirbelt, was im Sommer eher noch schlimmer sein dürfte und wenn man alle Fenster geöffnet hat, dann zieht alle Viertelstunde eine Ladung Staub durch das Womo. Selbst wenn es erlaubt sein sollte, möchte man da ungern auch noch die Markise ausrollen. Wir müssen allerdings betonen, dass wir am Wochenende hier sind und da ist sicher mehr Betrieb als werktags. Aktuell geht es jedenfalls zu wie im Taubenschlag. Der Platz ist nicht ganz so wuselig wie in Saturnia, aber Ruhe kehrt auch hier die meiste Zeit des Tages nicht ein. Selbst wenn mal keine Fahrzeuge ein oder ausfahren, muss ganz sicher jemand an die VE-Station oder Trinkwasser aufnehmen.  Der Preis ist mit 15 € und 1 € für 12 h Strom in Ordnung.

Die VE-Station sieht etwas ungepflegt aus, der Müll der angrenzenden Tonnen wird aber regelmäßig abgeholt.

Vorbildlich hat man hier Trinkwasser und Spülwasser für die Toiletten deutlich voneinander getrennt. Die Trinkwasserentnahme befindet sich am hinteren Ende der Einfriedung. Leider kapieren das aber nicht alle Nutzer und befüllen trotzdem mit dem Schlauch, der eigentlich für die Toilettenreinigung vorgesehen ist, ihren Trinkwassertank. Wenn es dann schiefgeht, war es das italienische Essen. Na bravo.

Unmittelbar oberhalb des Stell- bzw. Pkw-Parkplatzes befindet sich der Durchgang zu den Docciolaquellen und den daran anschließenden beiden Treppen in Richtung Altstadt.

Durchgang Stadtmauer in Richtung Treppe mit Brunnen oder Zisterne am Fuß der Treppe bzw. im Bildhintergrund.

Wegen der Hitze ruhen wir uns bis 17 Uhr aus und gehen dann erst gemütlichen Schrittes in die Altstadt. Wieder einmal heißt es Treppen steigen. Wir haben die Stufen nicht gezählt, das frustriert nur. Angeblich sollen es rund 250 Stück sein, die überwunden werden müssen. Von ganz unten sieht es schon mühsam aus. Wir finden die Treppe aber gar nicht so anstrengend, denn die meisten Stufen haben eine angenehme Tritthöhe und wenn man zwischendurch 2, 3 kurze Pausen einlegt, dann geht das schon ganz gut und am Ende der Treppe beginnt sofort das pralle Leben. Hat man den Geländeanstieg erst einmal überwunden, so steht man direkt an der Haupteinkaufsstraße.

Die Altstadt liegt auf einem gut 500 m hohen Bergrücken über dem Tal der Cecina (Val di Cecina) inmitten einer kargen, zerfurchten Hügellandschaft.

Volterra ist die Stadt des Alabasters.

Entsprechende Handwerksbetriebe findet man an vielen Stellen.

Darüber hinaus gibt es eine ganze Reihe von sonstigen Kunsthandwerksbetrieben, die unvermeidlichen Bars, Restaurants und Pizzerien, Souvenirläden, Lebensmittelgeschäfte und dergleichen mehr. Und es gibt natürlich sehr viele malerische Altstadtgassen.

Feinkostläden haben nicht selten gesalzene Preise, deshalb muss man sich gut überlegen, wofür man seine Euros ausgibt.

Am Hauptplatz der Stadt, der Piazza dei Priori, steht der älteste erhaltene Kommunalpalast der Toskana, der Palazzo dei Priori.


Diesen schönen Brunnen entdecken wir rein zufällig, weil unsere neugierigen Blicke kurz in einen privaten Innenhof fallen.

Hier besorgen wir uns Fisch für das Abendessen.

Die Fischtheke ist gut bestückt.


Abseits der Hauptstraße können wir ganz gemütlich durch Altstadtgassen schlendern.

Vintage wird auch bei der italienischen Post ganz großgeschrieben.

Wieder eines dieser leckeren Feinkostgeschäfte, an denen Michael ganz schlecht vorbeikommt.

Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Übel. Wirklich? Nein, nein, lass mal gut sein.

Durch die Lage der Stadt am Rand der gebirgigen Toskana, kann man an vielen Punkten von einer der zahlreich vorhandenen Bänke weit in das Umland blicken.

Die Festung Fortezza Medicea, am Rand der Altstadt hätte Michael auch sehr gerne angesehen. Dort fanden sich dann aber lauter Verbotsschilder. Man durfte nicht rein, man durfte nicht fotografieren, man durfte sich nicht einmal nähern. Dabei ist das doch so ein beeindruckendes Bauwerk von außen. Wie wir später erfahren, hat man hier allerdings ein Gefängnis untergebracht und dieses soll auch noch besonders sicher sein. Unter diesen Umständen nimmt Michael natürlich gerne Abstand von einem Besuch.

Festungsmauer am Ausgang der Altstadt unweit der Fortezza Medicea.

Und weil es so schön ist in Volterra, gönnen wir uns gleich noch einen zweiten Tag und auch das ist eigentlich zu wenig. Man ist hin- und hergerissen bei so vielen interessanten Lokalitäten.