Im tal der Ardèche

Von Balazuc bis Pont d'Arc Ardèche

Freitag, 04.11.2022

Balazuc soll eigentlich ganz schön sein. Deshalb sind wir hier hochgefahren und deshalb würden wir uns nach einem gemütlichen Frühstück auch gerne einmal den Ort ansehen. Wir haben gerade alles für das Frühstück vorbereitet, als ein Lkw mit Tieflader und Radladerfracht auf den Parkplatz einfährt. Kurze Zeit später hupt es. Aber niemand auf dem Platz nimmt daran Anstoß. Wieder hupt es, wir blicken nach draußen und sehen eine LKW-Fahrerin, die hier drehen möchte und uns wild gestikulierend auffordert wegzufahren. Das geht jetzt allerdings gar nicht, denn wir haben den Tisch vollgepackt mit Frühstücksutensilien. Jetzt loszufahren, das gäbe eine Riesenschweinerei im Womo. Nur, wie sage ich das Madame Grand Vitesse? Ich erkläre ihr, dass wir gerade Kaffee trinken. Oh, oh, das hätte ich besser nicht sagen sollen, da habe ich in ein Wespennest gestochen. Weil sie unser Problem nicht wirklich versteht, bringt das unsere temperamentvolle Südfranzösin so richtig auf die Palme. Sie meint wohl, wir wären einfach nur zu bequem, uns wegzubewegen. Ein aufgeregter Redeschwall prasselt auf uns nieder. Ich verstehe sinngemäß nur so viel, dass sie jetzt die Ketten des Radladers löst, diesen dann ablädt und anschließend erwartet, dass wir uns in Luft aufgelöst haben. Das schaffen wir zwar nicht ganz, sind aber nach der Leerung einer ersten Tasse Kaffee immerhin in der Lage, alle Utensilien so zu sichern, dass ich den Wagen langsam vorziehen und eine neue Halteposition einnehmen kann, an der wir unser Frühstück einigermaßen ungestört zu Ende bringen können. Weil das Madame alles zu lange dauert, gibt es eine zweite Salve verbalen Pfeffers. Wahrscheinlich ganz gut, dass wir nichts verstehen außer: Madame is not amused!     

 

Wenn die Herrschaften hier Bauarbeiten durchführen wollen, dann sollte das durch eine entsprechende Beschilderung auch angezeigt werden. Wenn die Bauleitung das versäumt, muss sie sich nicht wundern, wenn der Platz entsprechend seiner vorgesehenen Nutzung auch in Beschlag genommen wird. Nachdem Madame drehen konnte, bleibt es erst einmal ruhig. Aber runter in den Ort laufen und das Womo hier stehen lassen, ohne zu wissen, wie es hier weiter geht, das ist uns dann doch nicht ganz geheuer. Wenn die Franzosen erst einmal in Fahrt kommen, dann ist hier nichts mehr sicher, also machen wir uns auf den Weg und lassen Balazuc hinter uns.

Von Balazuc aus geht es auf die D579, der wir nun etwa 20 km lang bis Pont d'Arc Ardèche folgen.

Leider gibt es oft keinen Haltepunkt, wo man einmal in Ruhe das Fahrzeug abstellen und Fotos machen könnte. Da freuen wir uns über jede Gelegenheit, die sich bietet.

Von der Straße aus fällt unser Blick auf die mächtigen Felswände auf der gegenüberliegenden Seite der Ardèche. 


An Tunneln wird die Straße immer sehr eng. Deshalb schauen wir erst, ob Gegenverkehr kommt und fahren danach erst in den Tunnel ein, weil wir Bedenken haben irgendwo die Felswand zu berühren und uns einen kapitalen Schaden einzufangen.

 

Wir können von Glück sagen, dass es jetzt November ist und das Verkehrsaufkommen gegen null geht. Im Sommer wäre das ganz schön ungemütlich geworden. Vermutlich reichen die Abstände allseitig aus, um auch bei Gegenverkehr unbeschadet durch die Tunnels zu kommen, aber nach längeren Pausen muss man sich erst wieder an die Abmessungen des Womos gewöhnen.

Das Wetter ist ziemlich unbeständig. Mal prasselt der Regen minutenlang ins Tal, dann reißt die Wolkendecken auf und trocknet gleich wieder die Straße.

Die Nähe der Felswände zur Straße erzeugt allerdings auch viel Schatten, der die Nässe lange vor der Sonne schützt.

 

Unser nächstes Ziel ist die Pont d'Arc. Dieser mächtige, aus vielen Publikationen bekannte Felsbogen überspannt die Ardèche. Er ist 60 Meter lang, 54 Meter hoch und liegt etwa drei Kilometer südlich von Vallon-Pont-d’Arc. Zwanzig Kilometer Fahrtstrecke klingt nach nichts, aber die Straße ist eng und kurvenreich und wir wollen ja auch etwas sehen von der Umgebung und so sind wir dann doch fast eine halbe Stunde unterwegs.

Unmittelbar oberhalb der Pont d'Arc finden wir einen um diese Jahreszeit kostenlosen und kaum besuchten Parkplatz, den wir gerne nutzen.

Pont d'Arc mit trocken gefallenem Flussarm (weiße Flächen) und Parkplatz. Auch der hier eingezeichnete Campingplatz war leider geschlossen. In den 2 Stunden, in der unser Womo auf dem Parkplatz stand, haben sich wenigstens 10 Wohnmobile dort niedergelassen. Auf den Tag hochgerechnet, müsste sich das eigentlich lohnen, wenigstens einen Campingplatz offenzulassen. Die Betreiber haben offensichtlich andere Erfahrungen gemacht. Schon erstaunlich, dass das nicht funktioniert (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).

Wir überqueren die Straße und folgen einem breiten, ebenen Weg in Richtung Ardèchetal.

Links des Weges flankiert eine steile Felswand das Tälchen.

Zuletzt fällt der Weg noch einmal etwas stärker ab, dann haben wir es geschafft, der Ardèchedurchbruch liegt in ganzer Schönheit vor uns.

Man sollte meinen, die Kajaksaison sei im November beendet, aber einige rüstige Rentner können es nicht lassen und vertrauen sich dem Fluss an. Wir wandern eine ganze Weile auf den Sand- und Kiesbänken hin und her und versuchen die besten Fotopunkte zu finden. Nachdem die Ardèche die Kajakfahrer in südliche Richtung davongetragen hat, wird es ziemlich ruhig. Nur zwei weitere Pärchen verlaufen sich entlang des ausgedehnten Uferbereiches.

Im Herbst fließt die Ardèche ganz gemütlich unter dem Nord-Süd orientierten Felsrücken hindurch. Das Wasser ist klar, denn es führt kaum Sedimentfracht mit sich. Das kann sich im Laufe des Jahres allerdings deutlich ändern.

Offensichtlich befand sich am Ort des heutigen Flussdurchbruches einmal der Prallhang des Bergrückens. Das Flusswasser stieß mit maximaler Geschwindigkeit gegen den Hang, wurde von dort nach Norden abgelenkt, umlief dann hufeisenförmig den Höhenrücken, um auf der gegenüberliegenden Seite des heutigen Durchlasses erneut gegen die Felswand zu prallen.

Die so von zwei Seiten malträtierte Wand gab irgendwann nach, worauf ein erster Durchlass entstand, der vom eindringenden Wasser und der Schwerkraft immer weiter vergrößert wurde und wird.

Wir stehen hier im Nordwesten eigentlich auf der falschen Seite des Bogens und werden dafür mit Gegenlicht bestraft. Das passt Michael natürlich gar nicht. Also geht es zurück zum Womo-Parkplatz und weil wir noch früh dran sind, möchte Michael gerne noch einmal auf die andere Seite laufen. Angelika is not amused, geht aber dennoch mit.

Das deutlich höher als die heutige Ardèche gelegene, alte Flussbett ist längst verlandet und nimmt jetzt die Straße, diverse Parkplätze, ein Restaurant und einige landwirtschaftlich genutzte Flächen auf. Letzten Endes benötigt man gerade einmal 15 Minuten um, dem ehemaligen Flussbogen folgend, die Südseite zu erreichen. Wie man sieht, hat man den Fußgängern eine eigene Zuwegung spendiert, im Sommer dürfte das auch dringend notwendig sein.


Blick über die Straße D290 auf das ehemalige, nun verlandete Tal der Ardèche und die dahinter aufsteigenden Felswände. Unten bzw. rechts im Bild: Südlich der D290 gibt es einen Parkplatz, der im Sommer vermutlich die Tagestouristen aufnehmen soll.

Ein weiterer Parkplatz schließt sich etwas weiter vorn, nördlich der D290 an. Danach löst sich der Fußweg von der D290 und strebt wieder dem Tälchen der Ardèche zu.

Dann haben wir es endlich geschafft und genießen nun die Sonnenseite des Steinbogens.

Schon beeindruckend das Teilchen.

Dreht man die Kamera nur ein wenig nach Westen, steht man schon wieder auf Kriegsfuß mit dem Gegenlicht. Man sollte also deutlich vor 12:00 Uhr hier sein, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Nachdem alle Fotos im Kasten sind, geht es zurück zum Womo. Gerne wären wir noch einen weiteren Tag hier geblieben, aber ohne Ver- und Entsorgung ist uns das zu heikel. Mangels Übernachtungsplätzen entschließen wir uns über die Ardèche Panoramastraße bis zum südlichen Ende der Schlucht nach Saint-Martin-d’Ardèche zu fahren, wo es einen Stellplatz geben soll, der auch jetzt noch geöffnet ist.