Canal du Midi

Gardouch, Renneville, Castelnaudary

Dienstag, 22.11.2022

Der Canal du Midi („Kanal des Südens“) ist 240 km lang und verbindet Toulouse mit Sète am Mittelmeer. Seine ursprüngliche Bezeichnung lautete Canal royal en Languedoc („Königlicher Kanal im Languedoc“). Von Toulouse aus führt er in südöstlicher Richtung bis Carcassonne, erreicht danach Béziers, den Heimatort seines "Erbauers" Pierre-Paul Riquet, passiert anschließend die Stadt Agde und mündet schließlich in den Étang de Thau. Nach Überquerung der Lagune erreichen die Schiffe die Stadt Sète am Mittelmeer.

 

Auch wenn es ohne die visionäre Idee von Pierre-Paul Riquet den Kanal vielleicht nie gegeben hätte, gebührt der Dank für die Erbauung vor allem tausenden Franzosen. Denn sie waren es, die den Rücken dafür krumm gemacht haben.

 

Der Kanal überwindet auf den 240 km Strecke mit mehr als 60 Schleusen, 136 Brücken und 55 Aquädukten sämtliche topografischen Hindernisse. Auch wenn der Kanal seine wirtschaftliche Bedeutung für den Warentransport längst eingebüßt hat, ist er weiterhin ein Wirtschaftsfaktor. Heute sind es die Touristen, die das Geld bringen, wenn sie für 1 oder 2 Wochen als Freizeitkapitäne entschleunigt über das Gewässer schippern. Billig ist das Vergnügen nicht, aber man möchte sich in den schönsten Wochen des Jahres ja etwas leisten und Abwechslung haben.

 

Uns würde so eine Tour auch einmal reizen. Nachdem wir jetzt allerdings vor Ort waren, ist Michael der Auffassung, dass man mit dem Wohnmobil und einem Fahrrad oder E-Bike den Kanal eigentlich noch besser erkunden kann. Denn das Schleusen ist auf Dauer doch eine recht zeitraubende Angelegenheit. Hinzu kommt in der Hochsaison, dass sich die Boote vor den Schleusen aufstauen und das Weiterkommen mitunter recht mühsam machen. Mit dem Fahrrad hält man an, schaut so lange man möchte dem bunten Treiben bei der Schleusung zu und ist innerhalb einer Minute startklar, wenn man genug gesehen hat. Die gut ausgebauten ehemaligen Treidelpfade bieten für Fahrräder beste Wegsamkeiten unmittelbar neben dem Kanal, man verpasst also gar nichts, kann mit der Fahrtgeschwindigkeit der Boote locker mithalten und wird von den kilometerlangen Platanenalleen vor einer allzu aufdringlichen Sonne geschützt.

 

Diesbezüglich gibt es allerdings auch Probleme. Denn die Platanen sind über weite Strecken von einem Pilz befallen, der inzwischen etliche Tausend der nahezu 200.000 Bäume hat absterben lassen. Ist ein Baum erst einmal befallen, dauert es nur wenige Jahre, bis er abstirbt. Um der Pilzkrankheit Herr zu werden, gibt es nur eine Lösung. Die befallenen Bäume müssen gefällt und verbrannt werden, um zu verhindern, dass sie die umliegenden Bäume anstecken. Anschließend gilt es, das in diesen Streckenabschnitten arg malträtierte Erscheinungsbild des Kanals durch Neubepflanzung wieder in seinen ursprünglichen Zustand zu versetzen. Daran arbeiten viele Hände und eine ganze Region versucht das Weltkulturerbe so zu erhalten.    

Stellplatz und Canal du Midi in Castelnaudary (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0). Um den westlichen Teil des Kanals zu erkunden, bleiben wir eine Nacht in Castelnaudary und eine weitere in Bram, danach geht über Carcassonne weiter gen Osten.

Unser Stellplatz in Castelnaudary, unmittelbar am Canal du Midi gelegen. Gefühlt hat es die ganze Nacht geregnet. Zum Glück nur Nieselregen, sodass sich die Dachtrommel in Grenzen hielt. Heute Morgen sind zwar einige blaue Flecken am Himmel zu sehen, aber so richtig trocken ist es zumindest bis 09:00 Uhr nicht. Dazu noch der Wind, da wird es mit dem Schirm natürlich auch nicht ganz einfach und so sind wir etwas unschlüssig, wie wir den heutigen Tag einigermaßen vernünftig gestalten können.

Als es etwas aufklart, hält uns nichts mehr im Womo. Über den kurzen Fußweg geht es direkt an den Canal  du Midi. Über den von Platanen gesäumten Quai Thomas Jefferson laufen wir im Rundbogen in Richtung Hafenbecken von Castelnaudary. Schon deutlich vor dem eigentlichen Hafenbecken sind zahlreiche Boote am Ufer vertäut.

Kaum haben wir den Hafen erreicht, fängt es schon wieder an zu nieseln. Das ist ein mühsames Geschäft, jetzt müssen wir uns halt mit Handyfotos behelfen.

Das Ende des Hafenbeckens, hinter der Brücke, liegt das Grand Bassin de Castelnaudary. So weit kommen wir aber nicht mehr, denn wir flüchten vor dem Regen in Richtung Altstadt.

Wir treffen auf die üblichen engen Gassen.

Neunzig Minuten laufen wir kreuz und quer durch die Altstadt.


An der Kirche "Eglise Saint Michel de Castelnaudary" kann man unter dem Kirchturm hindurchfahren, das sieht man auch nicht alle Tage.

Auf den ersten Blick hat das Städtchen nichts Besonderes zu bieten, man müsste sich das halt mal im Frühjahr ansehen. Immerhin zwei Secondhand-Läden, was besonders Angelika zu schätzen weiß.

Zurück am Kanal zeigt sich plötzlich wieder die Sonne.

Aber die geschlossene Wolkendecke im Bildhintergrund verheißt nichts Gutes.

Nun geht es über den Quai Thomas Jefferson zurück zum Stellplatz. Wir machen unser Womo startklar und fahren in Richtung Toulouse so nah wie möglich am Canal du Midi entlang.

Es ist gar nicht so leicht, sich mit dem Womo dem Kanal zu nähern. Als Verbindung zwischen den verschiedenen Kommunen ist die Landstraße häufig ein gutes Stück vom Kanal entfernt. Oft kann man diesen nur erahnen. An den Kanal gelangt man insbesondere dort, wo eine Stichstraße zu einer der vielen Schleusen oder Brücken abzweigt. Eigentlich sind es dann eher Sträßchen, schlecht ausgebaut, und dennoch mit einigem Schleichverkehr, sodass wir öfter mal stehen bleiben müssen, um PKW vorbeizulassen.

Und sind wir dann endlich mal am Kanal, gibt es garantiert keinen Abstellplatz für das Womo. Im Sommer ist es deshalb wirklich das Beste, entlang des Kanals einen der zahlreichen Stell- oder Campingplätze aufzusuchen und von dort aus Rundfahrten mit dem Fahrrad zu starten.

Die Schleusen Gardouch und Renneville, ca. 25 km nordwestlich von Castelnaudary (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).

Brücke über den Canal du Midi an der Schleuse bzw. Écluse Gardouch. Hier hatten wir Glück und konnten auf einer nahegelegenen Grünfläche parken.

Die Schleuse bzw. Écluse Gardouch, ca. 25 km nordwestlich von Castelnaudary. Hinter der Schleuse hat sich reichlich Laub von den Platanen angesammelt. Ohnehin erstaunlich, dass das viele Laub den Kanal noch nicht hat verlanden lassen.

Die Schleuse Gardouch. Still ruht der Kanal.

Platanenallee an der D16 bei Gardouch.

An der Schleuse Renneville, ca. 20 km nordwestlich von Castelnaudary,  finden wir ebenfalls ein Plätzchen für unser Womo und können uns ein wenig umsehen. Wir haben jetzt schon an so vielen Punkten den Kanal überquert oder sind an seinen Ufern entlang gelaufen und haben nicht ein einziges Schiff gesehen, das den Kanal entlang fuhr. Das ist schon erstaunlich.

Die Schleuse bzw. Écluse Renneville.

Die Schleuse Renneville. Von hier aus geht es dann wieder nach Castelnaudary, das wir nun allerdings links liegen lassen, um weiter östlich, aber noch vor Carcassonne ein neues Nachtquartier zu suchen

Die Schleuse Tréboul, ca. 8 km südöstlich Castelnaudary.

Écluse de Tréboul, ca. 8 km südöstlich Castelnaudary.

Écluse de Tréboul, ca. 8 km südöstlich Castelnaudary.

Der Canal du Midi an der Écluse de Tréboul.

Unser Womo an der Écluse de Tréboul.

Écluse de Tréboul. Hier sieht man mal, wie eng die Brücken sind. Häufig gibt es auch eine Begrenzung auf 3,5 t.

Wie vorhergesagt, fängt es mittags wieder an zu nieseln und bevor unser ganzes Fotoequipment nass wird, beenden wir die Ausflüge an den Kanal, zumal ja eh kein Boot unterwegs ist. Auch mit dem Nachtlager will es nicht so richtig klappen. Immer wieder prüfen wir Abstellflächen auf ihre Tauglichkeit, um am Ende doch lieber weiterzufahren. Der Carrefour-Supermarkt in Bram scheint uns dann ausreichend sicher. Hier können wir auch unsere Vorräte ergänzen. Womos sind hier nicht offiziell zum Übernachten eingeladen, deshalb ziehen wir uns in die äußerste Ecke des Parkplatzes zurück und hoffen, dass wir in der Nacht nicht behelligt werden. Bis wir dort eintreffen ist es allerdings auch schon 16:00 Uhr, da können wir den WM-Abend einläuten.

 

Am Supermarkt Carrefour in Bram haben wir wegen des schlechten Wetters leider vergessen, Fotos zu machen.