Cirque de Mourèze

Im Felsenlabyrinth von Mourèze

Mittwoch, 16.11.2022

Da Michael die Salzsäure zu Hause vergessen hat, kann er nicht überprüfen, ob die lokalen Felsformationen überwiegend aus Dolomit oder Kalziumkarbonat bestehen. So müssen wir glauben, was Andere behaupten, dass es sich nämlich um einen dolomitischen Talkessel handelt. Es gibt offensichtlich auch Leute, die die Anzahl der Felssolitäre und Felsgruppen gezählt haben und auf die Zahl 70 gekommen sind. Michael ist das immer etwas suspekt. Denn wo fängt man an und was fasst man wie zusammen? Einige Dutzend sind es in jedem Fall. Und wer hier sein Mütchen kühlen will, der findet reichlich Auslauf. Die Allermeisten können auch dank des anspruchsvollen Geläufs, der nicht zu verachtenden Höhenunterschiede und der Länge der möglichen Wanderungen ihre Grenzen austesten und nicht wenige werden diese hier auch finden. Wir sind derzeit nicht in der Verfassung, Grenzen zu suchen oder auszutesten. Deshalb werden wir uns bedeckt halten, ohne allerdings auf einen Besuch dieses ganz besonderen Naturschauspiels zu verzichten.      

Das Datum oben entspricht nicht ganz der Wahrheit. Michael fällt es generell schwer, wenn er an eine neue Attraktion kommt, sich in Geduld zu üben und den richtigen Zeitpunkt für die Besichtigung abzuwarten. Und so war es auch bei unserer gestrigen Ankunft keine Überraschung, dass eine erste Begehung stattfand, als das Auto gerade so geparkt war. Das miese Wetter am Cirque de Navacelles war uns allerdings treu geblieben und so war es zwar lange Zeit trocken, aber der Himmel blieb bedeckt, sodass es überwiegend diese fürchterlichen Aufnahmen mit strukturlosem, weißgrauen Himmel gab. Einfach schrecklich. Weil wir aber keinen Zeitdruck haben, wurde die Übung am Morgen des 16.11.2022 (also heute) wiederholt und weil der Himmel am frühen Morgen immer noch nicht Michaels Ansprüchen genügte, eine dritte Session am späten Morgen des heutigen Tages durchgeführt. Angelika quittierte das mit genervtem kreisen der Augen, aber die ist ja Kummer gewohnt. Und so kommt es, dass die nachfolgenden Fotos einmal mit bedeckter, dann mit aufgelockerter Bewölkung und Morgenröte und zuletzt auch mit einem hübschen blauen Himmel daherkommen. Weil Michael nach dem zweiten Durchgang allerdings schon etwas platt war, wurden Länge und Schwierigkeitsgrad der begangenen Pfade immer weiter reduziert, sodass unterschiedliche Aufnahmepositionen zustande kamen.      

Viele Wege führen nach Rom aber auch in den Zirkus von Mourèze. Diese schon etwas malträtierte Treppe gegenüber dem Womo-Parkplatz bildet den nächstgelegenen Zugang. Und so kommt es, dass Michael am Nachmittag, des 15.11.2022 planlos in das Abenteuer stolpert. 

Schon zu Beginn der kleinen Wanderung wechseln breite Wege, schmalste Durchlässe und verschlungene Pfade mit einem ständigem Auf und Ab. 

Der Himmel zeigt die schon eingangs des Berichtes beschriebene Ödnis und das wirkt sich auf die Lichtverhältnisse im gesamten Bild aus. Einfach saft- und kraftlos, die Szenerie.

Nachdem man einen engen und etwas unbequemen Felsdurchlass hinter sich gelassen hat, führt eine bequeme Treppe auf die Aussichtsplattform.

Die Aussichtsplattform, unweit des Eingangsbereiches.   

Von hier aus bekommt man einen guten ersten Überblick. Der längste mögliche Wanderweg soll 7,5 km betragen und etwa 2 Stunden benötigen, was bei dem dauernden Auf und Ab, den immer neuen interessanten Ausblicken und dem schwierigen Gelände verständlich ist.


Für die lange Tour fehlt Michael heute die Energie. Auch die miesen Lichtverhältnisse sind alles andere als motivierend und auch die Beschilderung der Wege lässt zu wünschen übrig. Unterschiedliche Tritthöhen bringen einen immer wieder aus dem Rhythmus, manchmal kraxelt man auf allen Vieren die Felsdurchlässe hoch. Jungen, austrainierten Leuten macht das aber bestimmt richtig Spaß.

Zum Glück findet man an vielen Stellen kleine Plateaus, die immer wieder schöne Einblicke in diesen Irrgarten erlauben.

Zwar stirbt die Hoffnung zuletzt, aber man sieht schon wieder, wie sich die Wolken am Horizont immer weiter verdichten.

Es macht keinen Sinn, Michael tritt den Rückzug an.

Links oben im Bild sieht man, wie nahe der Ort an das Felsenlabyrinth heranreicht. Dieses ist die letzte Aufnahme vom 15.11.2022.

Gestern Abend hat es noch richtig geschüttet. Der Trommelwirbel auf dem Dach war so heftig, dass wir den Fernseher ganz laut drehen mussten. Zum Glück zogen die Regenwolken im Laufe der Nacht ab und heute Morgen sieht es einigermaßen ordentlich aus. An einigen Punkten sieht man das Himmelsblau hinter Wolkenfetzen und die Sonne lukt kurz durch. Nachdem gestern keine schönen Fotos zu machen waren, schöpft Michael neue Hoffnung und ist ruckzuck aus dem Bett. Schnell den Rucksack gepackt und das Handy eingesteckt und schon ist er zwischen den Felsen verschwunden, während Angelika die Ruhe im Womo genießt. Die Oberkante der Felswände ist nun nicht mehr in Wolken gehüllt, aber von einem perfekten Himmel sind wir immer noch ein ganzes Stück entfernt.

Die morgendliche Sonne gewinnt zusehends an Kraft und verleiht den Bergspitzen einen gelbroten Touch.

Mit einem halbwegs ordentlichen Himmel sieht alles gleich viel freundlicher aus.

Mourèze vom Felsenlabyrinth aus gesehen.

Während es lange Zeit so scheint, als hätte die Sonne nun endgültig die Schlacht gewonnen, kommen mit einem Male wieder Wolken auf. Michael hängt der Magen vom Frühsport inzwischen in den Kniekehlen. Deshalb bricht er an der Stelle ab und kehrt zum Womo zurück, wo Angelika schon das Frühstück vorbereitet hat.

Nach Frühstück, Abwasch und Aufräumen sind wir eigentlich startklar und wollen los. Doch beim Blick nach draußen sieht Michael auf einmal einen strahlend blauen Himmel. Ein kurzer Sprung nach draußen zeigt, dass es nicht nur ein blaues Fenster ist, sondern der Himmel sich tatsächlich nahezu wolkenlos präsentiert. Michael ist zwar etwas platt, aber bei dem Himmel muss er einfach nochmal in den Zirkus. Das ist auch deshalb so verlockend, weil kein Eintritt erhoben wird. Bei den ersten beiden Besuchen hat er gesehen, dass es vom Dorf aus auch Wege in die tieferliegenden Bereiche des Cirque de Mourèze gibt, die körperlich weniger anstrengend sind. Also läuft er die Straße ein ganzes Stück in Richtung Dorf hoch und biegt dann erst in den Cirque de Mourèze ab.

Wie man sieht, hat sich der dritte Ausflug durchaus gelohnt.

Auch die kleinen Schluchten werden jetzt viel besser ausgeleuchtet.

Für die Felsnadeln ist es fast schon wieder etwas zu spät.

Fantastisch, wie Felssolitäre aus dem Gesteinsmassiv emporsteigen.

Da oben wäre Michael auch gerne mal hochgegangen, aber der Fels scheint im Privatbesitz zu sein.

Auch sehr beeindruckend, aber da müsste man schon Bergsteiger sein, wenn es überhaupt erlaubt sein sollte.

Jetzt haben wir es doch noch gepackt, halbwegs vernünftige Bilder zu bekommen. Irgendwann kommen wir auch mal ausgeruht hier hin und dann machen wir vielleicht die große Tour, auch wenn es schwerfällt. Noch ein abschließendes Wort zur Beschilderung. Michael hat die Beschilderung nicht überzeugen können. Ein Irrgarten hat ja durchaus etwas Anziehendes, auch für große Kinder. Aber es ist auch schön zu wissen, wo man sich in etwa befindet und welche Wegstrecke noch vor einem liegt, insbesondere in einem etwas schwierigerem Gelände. Vielleicht bekommt man im Sommer, wenn das kleine Besucherzentrum geöffnet ist, entsprechende Planunterlagen. Wer mit Natur etwas anfangen kann, für den lohnt sich ein Besuch in jedem Fall.